Ja lohnt sich das denn in dem Alter noch?

Zeit!Da willst Du jetzt noch mit anfangen?

Das ist ein Satz, gell?

Je älter man wird, desto öfter hört man ihn, wenn größere Veränderungen erwähnt werden. Selbst als wir 2013 von Duisburg in den Odenwald gezogen sind, kam diese Frage schon mindestens an zweiter Stelle jeder Unterhaltung auf. Zu der Zeit war ich, oh Rechenwunder, 7 Jahre jünger, da klang es noch merkwürdiger.

Aktuell befinde ich mich auch in einer Situation, die von vielen Leuten mit dem Statement „Jetzt doch nicht mehr!“ belegt wird. Wenn es so weit ist, werde ich wahrscheinlich auch einige Worte dazu hier verlauten lassen, vielleicht sogar einige mehr. Jetzt im Vorhinein, möchte ich aber noch keine ungelegten Eier färben ;-)

Wie auch immer, zurück zum Thema. Ich habe mir mal Gedanken gemacht, wo man eigentlich steht, wenn die 50 Jahre überschritten sind.

Dazu einfach eine kleine Übersicht:

Die statistische Lebenserwartung von Männern liegt bei ca. 78 Jahren, Frauen können noch rund 4 Jahre oben drauf packen. Das ist auch logisch, die Damen haben halt mehr zu erzählen ;-) (Gleich gibt’s wieder Beschwerdemails… :mrgreen: ). Jetzt meckert nicht wegen Statistik und Co, im Leben weiß man letztlich auch mit 30 nicht, ob der nächste Sonnenaufgang nicht der letzte ist. Das klingt hart und ist scheiße, lässt sich aber nicht ändern.

Wenn man nun davon ausgeht, dass bis so irgendwo um das 20. Lebensjahr herum ohnehin jeder mit Schule, Elternhaus und erzogen werden ausgelastet ist, sind diese Jahre ziemlich verplant. Spätzünder, Frühstarter und Ödipus- oder Elektrakomplexe mal außen vor gelassen, stehen nun noch 58 Jahre zur freien Verfügung. Übrigens, wenn man auch noch studiert, ist das vielleicht etwas bitter. Da fehlen dann zusätzlich einige Jahre, nur damit man ein Papier hat, auf dem geschrieben steht, mit welchen 2 % eines komplexen Themas man sich eigentlich auskennen sollte. (Achtung: Das war irgendwas mit Satire, damit geht derzeit fast alles! Humor, Baby, Humor ;-) )

So im und beim klassischen Lebensbild kommen nun noch eigene Kinder, Partnerschaftsübungen und alles Mögliche an Fehlschlägen durch das Sammeln von Erfahrungen hinzu, ich veranschlage dies pauschal mit weiteren 20 Jahren, somit sind also noch 38 Jahre planbar. Es folgt dieser komische Lebensabschnitt der festgelegten Pflichten. Zum einen der Blick nach hinten, ob Fehler ausgebügelt werden können und zum anderen die Planung für das Rentenalter. Das ist zwar noch weit weg, winkt aber schon am Horizont – irgendetwas möchte zu der Zeit schon erreicht sein. Meist ist es das nicht wirklich, das gibt aber keiner zu, das will keiner hören. Gerade die aktuellen Zeiten zeigen doch, dass das Auftreten und der Umgang mit so etwas wie einem Virus zum Beispiel, die komplette Planung in ein paar Wochen über den Haufen werden kann. So oder so, da sind locker wieder 10 Jahre den Bach runter.

Ha, merkt Ihr das auch? Ja, genau!

Da ist man dann schon rund 50 Jahre alt! In Worten: FÜNFZIG! Ungefähr jedenfalls. Die interessantere Lebensphase ist noch übrig! Man hat, statistisch gesehen, jetzt noch mehr Zeit Unsinn zu veranstalten als in den früheren Jahren, wo einem das noch eher nachgesehen wurde. Das ist ein bisschen blöd, immerhin ist man aber mittlerweile auch etwas weitsichtiger, wenn es um das Treffen von Entscheidungen geht. Also manchmal jedenfalls, könnte sollte es so sein. Schau aber mal an, da sind rechnerisch noch 28 Jahre Vollgas drin!

Was ich damit sagen will?

Lieber später noch ins saubere, aber kalte Wasser springen, als bis zum Ende seiner Tage im blubbernden Schlammtümpel zu hocken. Ach ja, Baum pflanzen und Rheumasalbe nicht vergessen ;-)

 

 

Eine Reha – Teil 2: Die Ankunft

Reha Koffer symbolischDie Ankunft

Eine ziemlich wirre Fahrt mit dem Taxi beginnt. Es geht mal links, mal rechts, dann wieder rauf und runter. Müsste ich jetzt selber fahren, wäre ich ohne Navi verloren, mit aber wahrscheinlich auch.

Eventuell liegt das aber nur an mir, ich sehe in letzter Zeit nicht besonders gut. Wenn ich wieder Zuhause bin, muss ich mich um den grauen Star kümmern, da führt kein Weg dran vorbei. In gewohnter Umgebung ist die miese Sicht noch gut zu kaschieren, in fremden Gefilden gehen aber zu viele Details unter, die zur Orientierung wichtig sind.

Natürlich kenne ich mich hier überhaupt nicht aus, aber nachdem der Bahnhof bei der Ankunft schon viel versprochen und wenig gehalten hat, sind meine Erwartungen auch nicht besonders hoch. Gefühlt geht es zu einem Ort außerhalb jeder Zivilisation, was der Mobilfunkempfang im Moment recht deutlich bestätigt.

Der Fahrer ist wirklich freundlich, er erklärt viel, ich bin aber kaum bei der Sache, es geht mir einfach zu viel im Kopf herum. Am Rande erfasse ich, dass die andere Dame vom Bahnhof, die jetzt mit im Auto sitzt, zu einer anderen Klinik muss und ich zuerst abgeliefert werde. Da scheint es etwas Durcheinander zu geben, ich frage mich, wie viele von den Rehahäusern hier wohl existieren. Ich horche allerdings auf, als ich mitbekomme, dass die Frau aus Oberhausen kommt. Dort habe ich jahrelang gearbeitet und 44 Jahre direkt nebenan in und um Duisburg gelebt, ziehe dann 300 km weit in den Odenwald, um hier in der Reha, wiederum 200 km von Daheim, quasi eine fast-Nachbarin zu treffen. Schon kurios. Irgendwie verbindet so etwas, kann man schlecht erklären. Susanne heißt die Gute, man stellt sich eben kurz und formlos vor. Wahrscheinlich würde ein interessantes Gespräch aufkommen, wenn sie nicht genau so durch den Wind wäre, wie ich.

Es ist vollbracht, wir rollen auf einen Parkplatz und stehen vor dem Gebäude. Optisch eher ein Mietbunker aus den 70ern, der Klinikcharakter schlägt aber durch. Wenn ich da an meine erste Reha zurückdenke, verspüre ich schon eine gewisse Ernüchterung. Gut, ich will ja hier auch nicht für immer einziehen, außerdem weiß ich ja nun noch gar nichts über das Innere, also Klappe halten. Wir steigen aus, der Taxifahrer hilft mir noch bis zur Tür mit dem Gepäck und fährt wieder ab. Ich schaue auf die Uhr, wir haben es kurz nach 11, wahrscheinlich liege ich gut in der Zeit, aber spielt das eigentlich im Augenblick eine Rolle?

Ich bin da!

Aus dem Augenwinkel registriere ich schräg hinter mir das Raucherhäuschen und obwohl ich ja nun schon seit Jahren elektrisch dampfend unterwegs bin weiß ich, dass dort ein großer Teil meiner Reha stattfinden wird. Für mich ist eben Liquid der neue Tabak, was allerdings an den Aufenthaltsmöglichkeiten nicht viel ändert. Wenn es so ist, wie meine Erfahrungen belegen, erfolgt dort in der Qualmecke die Therapie von der Therapie. Das muss aber alles warten, jetzt brauche ich erst mal eine Zuflucht.

Wir haben einen regnerischen 28. Mai, alles ist grau. Zusätzlich ist es nicht besonders warm. Kein sehr einladendes Wetter, um vor der Tür zu stehen. Irgendwie passt dies perfekt zu meiner aktuellen Stimmung.

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Grauer Star: The day after – Nach der OP

Die Linse ist drin!

Augenabdeckung

Die Abdeckung zum Schutz des Auges nach der OP. Das sie transparent ist, habe ich erst am nächsten Tag bemerkt. Zuvor war alles mit Verbandmaterial gefüllt. Die Befestigung erfolgt schnell und einfach mit Pflasterstreifen.

Die Diagnose ist längst gestellt, der Operationsstress vorbei, ich bin endlich wieder Zuhause.

Natürlich ist da eine ziemliche Erschöpfung zu spüren, nicht nur von der Ruhigstellung während des Eingriffes. Die Nachtruhe war eher dürftig, ich habe vor dem Termin nur oberflächlich und eher zu wenig geschlafen.

Für den heutigen Rest vom Donnerstag, dem OP-Tag, steht nur ausruhen auf dem Plan.

Lediglich der Kontrollanruf aus dem Augenzentrum ist gegen Abend noch Teil des Pflichtprogramms. Bis zum morgigen Kontrolltermin, habe ich so weit mit dem frisch behandelten Auge keine Interaktionspflicht, einfach möglichst die Augen geschlossen halten und nichts Anstrengendes unternehmen.

Ich trinke endlich in Ruhe eine heimische Tasse Kaffee, dann eine Kleinigkeit essen und ab auf das Sofa. Fernsehen oder lesen sind zwar nicht verboten, mit nur einem Auge und einer merklichen Erschöpfung, kommt aber bei mir im Moment kein Verlangen nach solcher Zerstreuung auf.

Ich versuche ein bisschen zu schlafen, irgendwie klappt’s dummerweise nicht so recht. Es tritt eher eine Art Dämmerzustand ein. Immer wieder verspüre ich den Drang, die Augen zu öffnen.

Das Spielchen zieht sich bestimmt eine Stunde lang hin, bis ich im verbundenen Auge ein leichtes Fremdkörpergefühl verspüre, vergleichbar mit einer Wimper, die sich verirrt hat. Kein Schmerz, nur eine sehr penetranter und nerviger Reiz.

Das Auge ist mit der Schutzabdeckung versehen, da bleibt wohl nur aushalten. Der Drang sich die Augen zu reiben, ist jedoch gigantisch, man bleibt aber eisern. Unter dem Verband fängt es auch noch an zu jucken, eben all das, was man zumindest meint zu empfinden, wenn keine Handlungsmöglichkeit besteht.

Irgendeine Form von Ablenkung muss her, sonst dreh ich durch :-)

Also doch mal den TV anschalten und testen, inwieweit da mit einem (vor der 2. OP ebenfalls eingeschränkten) Auge etwas Filmvergnügen aufkommen kann.

Es geht mehr schlecht als recht, immerhin eine Form der Beschäftigung. Leider wird nach einiger Zeit das Piksen im verbundenen Auge deutlicher, jetzt ist es schon eine eher schmerzende Angelegenheit. Was sagte die Dame in der Augenklinik noch gleich? „Am besten beide Augen geschlossen lassen, dann sind auch die Beschwerden beim Operierten erträglicher!

Was soll ich sagen? Sie hat recht. Sind beide Augen zu, sticht nach ein paar Sekunden nichts mehr.

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Grauer Star: Voruntersuchungen, Entscheidungen und Operationen

auge-nach-op-links

Kurz nach der OP. Das Schild oben ist übrigens wirklich Zufall, ich war natürlich beim Augenarzt für Menschen ;-)

Wie im ersten Beitrag zum grauen Star angedroht, nun die Schilderung dessen, was hinter mir liegt, jedenfalls ein Teil davon  :-)

Vielleicht gibt es Differenzen zu anderen Augenärzten oder Vorgehensweisen, ich kann nur von dem schreiben, was ich selber erlebt habe.

Die Vorbereitungen

Die Diagnose ist vorhanden, jetzt gibt es einen weiteren Untersuchungstermin, um alle Details zu erörtern. Schon im Vorfeld wurde mir angekündigt, daß ich gut 3-4 Stunden Zeit mitbringen muss, es wird eben vieles entschieden und erläutert. Vor allem geht es um die Art der Linsen, mit denen man höchstwahrscheinlich den Rest seines Lebens die Welt erkennen will und um die zur Auswahl benötgten Daten. Im Einzelnen übergehe ich jetzt meine Beweggründe für diese oder jene Entscheidung, dazu vielleicht mal irgendwann mehr. Natürlich steht auch die Patientenberatung ganz oben auf dem Programm, es geht ja nun nicht um einen Frisörbesuch. Also nichts gegen das Frisieren, Haare wachsen allerdings in der Regel meist nach, Augen eher nicht. Gut, auch die Haare bei mir nicht mehr ganz so toll, damit kann ich mich aber besser abfinden ;-)

Beide Augen werden an mehreren Geräten präzise ausgemessen und durch einen Arzt erneut untersucht. Hier erklärt sich auch der realtiv hohe Zeitaufwand, im Prinzip habe ich an diesem Vormittag nicht eine große, sondern vier oder fünf Einzeluntersuchungen. Es werden die OP-Termine festgelegt, ich lasse nicht beide Augen gleichzeitig behandeln, mir ist eine Pause dazwischen einfach lieber und auch die gängige Praxis entspricht wohl meiner Entscheidung. An jeder Stelle wird durchaus ausführlich beraten, ebenso gibt es etliche Erklärungen zur eigentlichen Operation und vor allem auch der Nachsorge und den Risiken.

Zum Abschluss wird mir mitgeteilt, daß ich zusätzlich noch einen Termin beim Anästhesisten benötige, da dieser wohl seperat die Narkose bzw. Sedierung erledigt und dementsprechend eine eigene Anamnese und Beratung durchführt. Den Punkt finde ich ein wenig nervig, da man mir dies erst am Ende der Untersuchung mitgeteilt hat und ich nun noch einen seperaten Besuch dort organisieren und planen muss. Da ich ja eigentlich das Auto eben wegen der Augen vermeide, wieder eine dumme Situation. Wobei ich mich an keiner Stelle wirklich beklagen möchte. Alle Untersuchungen und auch Beratungen verlaufen kompetent und vertrauensfördernd, ich habe an keinem Punkt das Gefühl, ein Risiko einzugehen. Selbst die diversen Termine werden zeitnah und weitgehend an meine Wünsche angepasst vergeben. Das einzige, was kurz immer wieder durchschimmert: Man ist eben nur eine kleine Nummer in einer riesigen Genesungsmaschine, was aber eher am System, nicht an den direkt Beteiligten liegt. Wie auch immer: Ich will wieder sehen können, nicht adoptiert werden.

Eins noch! Ich kann, will und werde hier natürlich keine medizinischen Tipps oder Statements abgeben, das kann nur der Arzt! Wo auch immer es um die Operationstechnik, Medikation, Risiken oder Nebenwirkungen geht, sprecht mit dem oder der Behandelnden. Wer zum eigentlichen Vorgehen während der Linsenimplantation Informationen sucht, sollte mit dem Menschen sprechen, der dies auch erledigt! Durch teils paranoide oder selbstbewertete Meinungen statt Kenntnissen in medizinischen Angelegenheiten, ist schon viel Angst, Unsinn und Unsicherheit im Internet verbreitet worden.

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Grauer Star: So fängt es an…

Sicht in Ordnung

Normale Sicht bei sonnigem Tageslicht. Ein Klick auf die einzelne Abbildung, öffnet übrigens jeweils einen neuen Tab oder ein neues Fenster, so kann man einen A-B Vergleich bekommen.

Eingeschränkte Sicht bei sonnigem Tageslicht.

Eingeschränkte Sicht bei sonnigem Tageslicht.

Vor einigen Monaten hatte ich das unliebsame Vergnügen, langsam aber sicher nichts mehr zu sehen. Der Besuch beim Augenarzt ist dann nicht zu vermeiden, hier nun einige Worte dazu.

Ich nehme den Artikeln wohl nichts weg, wenn ich an dieser Stelle schon erwähne, daß ich mittlerweile in beide Augen neue Linsen eingesetzt bekommen habe und das Problem für mich soweit beseitigt ist. Allerdings ist mir aufgefallen, dass wirklich viele Leute sehr interessiert an dem Thema und vor allem meinen Erfahrungen sind, vornehmlich in meiner Alterklasse um und über 50 :-D

Wenn irgendwo das Gespräch auf den grauen Star/Katarakt und meine Augen-OP’s kommt, werde ich regelrecht interviewt. Was liegt also näher, als die Geschichte mit ein paar begleitenden Sätzen und Illustrationen hier in meinen Blog zu stellen? Ich berichte natürlich aus meinem persönlichen Empfinden, erfahrungsgemäß kann sich das Beschwerdebild bei anderen Leidensgenossen anders dargestellt haben. Jeder hat halt buchstäblich seine Sichtweise.

Nahe Sicht, OK

Normale Sicht auf kurze Entfernung.

Sicht mit grauem Star auf kurze Entfernung.

Sicht mit grauem Star auf kurze Entfernung.

Da wirklich Dumme ist, daß man diese Augenprobleme zu Anfang gar nicht bemerkt, es schmerzt nichts. Bei mir kommt noch hinzu, viel in relativ dunkler Umgebung gearbeitet zu haben, man schiebt zunächst immer alles auf die miese Beleuchtung. Irgendwann stellt sich heraus, daß helle Bereiche nicht mehr klar abgegerenzt sind, alles wirkt irgendwie unpräzise und bekommt so eine Art helle Aura.

Der erste Gedanke ist: „Oh, wird Zeit für eine neue Brille!“ Zeitgleich ist mir nämlich aufgefallen, daß ich plötzlich ohne Sehhilfen besser schauen kann, als mit denen, die seit Jahren einwandfrei gewirkt haben.

Eigentlich bin ich kurzsichtig, nahe dran sollte doch wenigstens problemlos funktionieren. Dummerweise fällt zusätzlich langsam auf, daß auch die Nahsicht auf kürzeste Distanz schlechter erscheint. Der Prozess schleicht so vor sich hin, irgendwann wollen Bildschirminhalte größer eingestellt werden, beim Bücher lesen werden die Arme immer länger. Klar, sagt man sich: „du wirst halt nicht jünger, oder?“ Leider steigt auch die Empfindlichkeit bei Gegenlicht. Jede Lampe, bei der das Leuchtmittel etwas durchscheint, wird aus dem Sichtfeld verbannt. Eine einfache Sichtverschlechterung ist es vielleicht doch nicht?!

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