Grauer Star: Voruntersuchungen, Entscheidungen und Operationen

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Kurz nach der OP. Das Schild oben ist übrigens wirklich Zufall, ich war natürlich beim Augenarzt für Menschen ;-)

Wie im ersten Beitrag zum grauen Star angedroht, nun die Schilderung dessen, was hinter mir liegt, jedenfalls ein Teil davon  :-)

Vielleicht gibt es Differenzen zu anderen Augenärzten oder Vorgehensweisen, ich kann nur von dem schreiben, was ich selber erlebt habe.

Die Vorbereitungen

Die Diagnose ist vorhanden, jetzt gibt es einen weiteren Untersuchungstermin, um alle Details zu erörtern. Schon im Vorfeld wurde mir angekündigt, daß ich gut 3-4 Stunden Zeit mitbringen muss, es wird eben vieles entschieden und erläutert. Vor allem geht es um die Art der Linsen, mit denen man höchstwahrscheinlich den Rest seines Lebens die Welt erkennen will und um die zur Auswahl benötgten Daten. Im Einzelnen übergehe ich jetzt meine Beweggründe für diese oder jene Entscheidung, dazu vielleicht mal irgendwann mehr. Natürlich steht auch die Patientenberatung ganz oben auf dem Programm, es geht ja nun nicht um einen Frisörbesuch. Also nichts gegen das Frisieren, Haare wachsen allerdings in der Regel meist nach, Augen eher nicht. Gut, auch die Haare bei mir nicht mehr ganz so toll, damit kann ich mich aber besser abfinden ;-)

Beide Augen werden an mehreren Geräten präzise ausgemessen und durch einen Arzt erneut untersucht. Hier erklärt sich auch der realtiv hohe Zeitaufwand, im Prinzip habe ich an diesem Vormittag nicht eine große, sondern vier oder fünf Einzeluntersuchungen. Es werden die OP-Termine festgelegt, ich lasse nicht beide Augen gleichzeitig behandeln, mir ist eine Pause dazwischen einfach lieber und auch die gängige Praxis entspricht wohl meiner Entscheidung. An jeder Stelle wird durchaus ausführlich beraten, ebenso gibt es etliche Erklärungen zur eigentlichen Operation und vor allem auch der Nachsorge und den Risiken.

Zum Abschluss wird mir mitgeteilt, daß ich zusätzlich noch einen Termin beim Anästhesisten benötige, da dieser wohl seperat die Narkose bzw. Sedierung erledigt und dementsprechend eine eigene Anamnese und Beratung durchführt. Den Punkt finde ich ein wenig nervig, da man mir dies erst am Ende der Untersuchung mitgeteilt hat und ich nun noch einen seperaten Besuch dort organisieren und planen muss. Da ich ja eigentlich das Auto eben wegen der Augen vermeide, wieder eine dumme Situation. Wobei ich mich an keiner Stelle wirklich beklagen möchte. Alle Untersuchungen und auch Beratungen verlaufen kompetent und vertrauensfördernd, ich habe an keinem Punkt das Gefühl, ein Risiko einzugehen. Selbst die diversen Termine werden zeitnah und weitgehend an meine Wünsche angepasst vergeben. Das einzige, was kurz immer wieder durchschimmert: Man ist eben nur eine kleine Nummer in einer riesigen Genesungsmaschine, was aber eher am System, nicht an den direkt Beteiligten liegt. Wie auch immer: Ich will wieder sehen können, nicht adoptiert werden.

Eins noch! Ich kann, will und werde hier natürlich keine medizinischen Tipps oder Statements abgeben, das kann nur der Arzt! Wo auch immer es um die Operationstechnik, Medikation, Risiken oder Nebenwirkungen geht, sprecht mit dem oder der Behandelnden. Wer zum eigentlichen Vorgehen während der Linsenimplantation Informationen sucht, sollte mit dem Menschen sprechen, der dies auch erledigt! Durch teils paranoide oder selbstbewertete Meinungen statt Kenntnissen in medizinischen Angelegenheiten, ist schon viel Angst, Unsinn und Unsicherheit im Internet verbreitet worden.

Die Operationen

Der Tag X ist da, heute wird es ernst, um 7:45 sollen wir in der Praxis sein. Nüchtern bleiben ist angesagt, also kein Kaffee, was mich zu meinem ohnehin vohandenen Magendrücken am ärgsten quält. Kurz bevor wir starten, kommen schon die ersten Augentropfen zum Einsatz, das soll so ca. 30 Minuten vor dem Antritt der Fahrt in Eigenregie erledigt werden, es verkürzt halt die Vorbereitungszeit für den Eingriff. Da dies wieder die Pupillen erweitert, ist an selber fahren auf keinen Fall zu denken, man lässt sich also von der Gattin chauffiern. Da ohnehin sichergstellt sein muss, daß am Operationstag 24 Stunden lang jemand für einen Zeit hat, liegt für diesen Zeitraum aber sowieso alles andere auf Eis.

Das schöne am fühen Morgen: Um diese Uhrzeit ist die Parkplatzsituation entspannt. Wir bekommen einen Stellplatz auf der Pole-Position, direkt vor dem Gebäude, was nicht immer ganz einfach ist. Zwar habe ich nie wirklich ein Problem dort meinen Wagen abzustellen, ganz easy ist es zuweilen aber auch nicht. Ich möchte halt vermeiden, direkt nach der Prozedur, in vielleicht halb weggetretenen Zustand, noch kilometerweit laufen zu müssen.

Jedenfalls ist es jetzt an der Zeit, die nächste Ladung Augentropfen in Eigenarbeit zu verteilen, nach vorheriger Anweisung eben, also soll es so sein. Mein Nevernkostüm ist soweit auch wieder besserer Dinge, eigentlich werde ich immer etwas ruhiger, wenn größere Aufgaben dann endlich starten. Die Einschränkungen durch die Sehstörung sind mittlerweile auch zu groß, um sich von Ängsten bremsen zu lassen, es muss endlich Besserung her.

Wie betreten das Wartezimmer, erledigen den kurzen Papierkram und setzen uns. Von jetzt an heißt es warten auf das, was nun auch immer geschehen soll. Nach einigen Minuten kommt eine nette Mitarbeiterin des Augenzentrums mit einem dicken Filzstift auf mich zu, wir führen ein wenig Mikro-Smalltalk und als sie wieder weggeht, habe ich einen dicken, fetten, schwarzen Pfeil auf der Stirn, der das zu versorgende Auge kennzeichnet. Fein, was muss das bescheuert aussehen! Ich mein, mir war das auch schon vorher bei einem anderen dort sitzenden Patienten aufgefallen, wohl aber nicht wirklich bewusst geworden. Könnte ja auch eine Idee des Mannes selber sein. Kurze Zeit später gibt es wieder Augentropfen, ansonsten warten.

Irgenwann höre ich meinen Namen, es geht wohl endlich los. Ich betrete so eine Art Schleuse, muss alles ablegen, was nicht direkt meine Kleidung betrifft, desinfiziere meine Hände und bekomme schicke Überzüge an die Schuhe und über den Kopf.

Pfeil auf der Stirn, Tüte auf dem Haupt – gut das mich keiner sehen kann. Ja, ich gebe es zu: Das war mir in dem Moment sowas von egal, das könnt Ihr mir gerne glauben.

Ich werde also sozusagen dekonterminiert durch eine weitere Tür geführt und darf mich auf einer Liege platzieren. Es gibt Augentropfen, ein Zugang wird in die Hand gepiekst, eine erneute Gabe von Augentropfen erfolgt, eine Blutdruckmanschette kommt an den anderen Arm und ein Sensor an den Zeigefinger. Habe ich schon die Augentropfen erwähnt? Falls nicht, die kommen noch dazu. Das Auge wird gespült und desinfiziert, nun erfolgt die Augenbetäubung, einfach durch – ahnt Ihr es? – Tropfen! Dafür bin ich aber auch ernsthaft dankbar, schonender geht es kaum. Man stelle sich mal vor, da würde mit einer Nadel… Lassen wir das, kein Kopfkino bitte! Kann auch sein, dass die Anzahl der Tropfungen und deren Reihenfolge in meiner Erinnerung leicht unpräzise sind, ich hab‘ irgendwann nicht mehr wirklich aufmerksam auf alles geachtet.

Da die Augen die meiste Zeit geschlossen bleiben, ist eine zeitliche Einschätzung übrigens eher schwer. Irgendwann bewegt sich die Liege, also geht es ab in den OP. Es wird ein wenig mit Tüchern und Irgendwas gewerkelt, die Ärzte stellen sich vor, da geht es auch schon los. Wann genau die Sedierung eingesetzt hat, kann ich ebenfalls nicht sagen, gefühlt bin ich nie komplett weggedämmert, eher stehe ich am Rande des Geschehens und warte auf mich selber.

Das linke Auge bleibt geschlossen, das rechte muss natürlich offen sein. Ich erkenne ganz diffus drei Lichtpunkte, ansonsten keine Schmerzen, keine Reizungen, nichts. Ganz weit entfernt, nehme ich Betriebsamkeit um micht herum wahr, bis die Lichtpunkte blasser und noch trüber werden. Es besteht auch keine Gefahr, dass irgendwelche Vorgänge zu erkennen sind oder gar bedrohlich wirken, rein gar nichts in der Richtung. Dann wird es kurz sozusagen schwarz auf dem Schirm und die Punkte sind deutlich erkennbar wieder da. Kurz danach höre den Doc nur sagen: „OK, Linsen sind drin, gute Genesung!“ und dann wird es dunkel. Wahrscheinlich bin ich nun doch kurz eingeschlummert, mit absoluter Sicherheit weiß ich’s echt nicht.

Ich lande jedenfalls auf wundersame Weise wieder dort, wo Anfangs die Vorbereitungen getroffen wurden. Ich darf mich noch eine ganze Weile erholen, bis mich einige wirklich nette Damen von allem abkabeln und ganz vorsichtig in ein weiteres Zimmer begleiten.

Alles erledigt

Auf dem rechten Auge klebt ein verpflasterter Deckel, mit dem linken kann ich mich orientieren. Da diese Seite ja auch nicht mehr die beste Sicht bietet, fühle ich mich etwas unsicher. Im Aufwachzimmer bekomme ich einen Kaffee, der Blutdruck wird noch etwas überwacht, dann werde ich mit einigen Hinweisen zum weiteren Verhalten an diesem Tage, in die Obhut meiner Frau und nach Hause entlassen. Ich bin sofort wieder voll da und heimwärts geht’s – Die Linse ist drin!

Fazit: Betreten des Augenzentrums gegen 7:45 Uhr, wieder im Auto noch vor 10 Uhr und völlig guter Dinge. Am Folgetag steht schon der nächste Termin zu Kontrolle an, es wird also nur ein kurzer Abschied. Für alle Fälle soll auch gegen Abend noch ein Anruf aus der Praxis erfolgen, nur zur Sicherheit, zur Kontrolle.

Da der Verlauf beim linken Auge fast identisch ist, verzichte ich auf eine erneute Beschreibung. Der einzig wirklich nennenswerte Unterschied besteht in der Tatsache, daß ich bei dieser Operation wirklich voll „weg“ war, also rein gar nichts vom eigentlichen Eingriff mitbekommen habe. Ich erinnere mich noch an die ersten Minuten im OP, dann bin ich wieder im Aufwachraum, mehr ist nicht vorhanden.

Soweit bis hier, demnächst mehr zu den Nachwirkungen und der Nachsorge :-)

 

 

 

3 Gedanken zu „Grauer Star: Voruntersuchungen, Entscheidungen und Operationen

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