Nur ein Szenario
Ich werde oft nach meiner Einstellung zu Politik und professionellem Sport gefragt – häufiger als zu fast jedem anderen Thema. Schon interessant, finde ich. Und das nicht nur hier im Blog, sondern auch im realen Leben. Diese Fragen tauchen fast immer auf, was mich irgendwie überrascht.
Ich erkläre das Ganze gerne mit einer kleinen Geschichte:
Kein Missverständnis – es geht hier nicht um die erwähnten Themen an sich, sondern um das, was diese Situationen verdeutlichen.
Stellen wir uns mal folgendes Szenario vor:
Der kleine Paul ist 10 Jahre alt und leidenschaftlicher Fan des Fußballvereins „Eintracht Schweregeburt“. Papa, Bruder und Opa sind ebenso voll dabei, wenn es um diesen Verein geht. Paul wurde schon im Säuglingsalter in Eintracht-Bettwäsche gepackt. Wahrscheinlich war sein erstes Wort „TOOOR!“, und alle haben dabei feuchte Augen bekommen. Der Verein ist praktisch um die Ecke, fast wie Idole zum Greifen nah. Klar, nicht alles glänzt bei denen, aber wenn man sie bei einem Heimspiel live sieht, ist fast alles andere vergessen. Papa hat genug Kohle, um regelmäßig Tickets zu kaufen und die neuesten Merchandise-Kollektionen zu besorgen – zusätzlich zum Taschengeld, versteht sich.
Im Nachbarhaus wohnt Nico, 9 Jahre alt, und auch er hat einen Lieblingsverein – den „FC Kranke mit Bier“. Warum ausgerechnet dieser Verein, fragt man sich? Nico kann das eigentlich gar nicht genau sagen. Der Verein sitzt in einem anderen Bundesland, ziemlich weit weg. Aber Papa und Onkel Kurt kommen von dort, und was die aus ihrer Kindheit begeistert hat, muss ja gut sein, oder? Außerdem würde Papa enttäuscht sein, wenn er die Familientradition nicht weiterführt. Schließlich soll er stolz auf Nico sein. Und obwohl Nico sein Taschengeld lieber in Dinge investiert, die nichts mit Sport zu tun haben, weiß er: Papa sagt, der Verein braucht jeden Euro. Deswegen gibt es auch keinen Musiklehrer – schließlich kann man nicht jedes Hobby finanzieren.
Paul und Nico sind eigentlich gute Freunde. Eigentlich. Leider reden sie im Moment nicht miteinander. Beim letzten Spiel zwischen Eintracht und FC gab es einen Vorfall, über den sich die Väter so zerstritten haben, dass es fast zu Handgreiflichkeiten kam. Das war schon eine Nummer. Wenn sich die Eltern und der Lieblingsverein schon so an die Wäsche gehen, kann man ja nicht einfach weiter friedlich miteinander spielen. So fühlt sich der Freundschaftsbruch irgendwie auch gerechtfertigt.
Was hat das jetzt mit meiner Einstellung zu Politik und Sport zu tun?
Ganz schön viel, wenn man mal genau hinschaut. 
Übersicht im Blog verloren? Hier bist Du!
Bisschen Desasterkreis & Social Media?

