Altmodisch oder einfach normal?
Es kann jetzt gut sein, dass dieser Beitrag hier schon (m)einen Generationskonflikt beinhaltet. Vielleicht ist es auch nur eine Macke von mir, persönlich gesehen empfinde ich meine Einstellung aber als völlig normal. Erstaunlich, oder?
Als bekennendes Kind der 80er, habe ich nämlich einen gewissen Anspruch auf Normalität, auf bewährte Standards.
Wisst Ihr auch, womit das beginnt? Mit Pommes! Einfache, stinknormale Pommes! Diese ungesunden, fettigen und gesalzenen Kartoffelstäbchen, denen in heißer Ölbrühe endgültig der Garaus gemacht wird. Wo oben drauf ein Klatsch noch viel fettigerer Mayonnaise samt massakrierter Tomaten als Ketchup, die Sache bis zum äußersten Übel verschlimmert.
Jetzt kommt aber der Knackpunkt! Wenn ich damals in eine beliebige Pommesbude marschiert bin, dann habe ich einfach Pommes bekommen. Normalos, ohne die Gefahr, da nun was Verschlimmbessertes zu erhalten. Nix mit extra Special-Würz oder gar in den Honkey-Donkey Sonderbauformen. Keine extra dünnen 3mm Kanten oder in Einhornform. Misstrauen gab es bestenfalls beim Fett – riecht es nach Aquarium, mach besser einen Bogen drum.
Das Gleiche gilt für Tiefkühlware, die man selber Zuhause tellerfertig macht. Habt Ihr mal versucht, auf die Schnelle, im erstbesten Laden hinter Autobahn, einfache Pommes zu bekommen? Ohne Wellenschnitt oder Rappelzacken? In normaler Dicke und Länge? Nix mit selbstverständlich, das ist mittlerweile anscheinend extravagant. Diese Pommesverschwörung funktioniert allerdings auch umgekehrt. Einmal, nur einmal im Leben brauchst Du eben die dünne Variante. Da vergreifst Du Dich und hast genau die Sorte erwischt, die Du sonst nie bekommst, die ganz Normalen Pommes frites. Wo merkst Du das? Zu Hause, beim Öffnen. So ’nen Beutel für um einen Euro tauscht man ohnehin nicht um. Außerdem will man ja auch irgendwann essen und was soll gesagt werden? „Sorry, ich war vor Gier zu doof alles zu lesen und habe mich auf das Bildchen, unter der Bezeichnung Pommes verlassen?„, so was macht doch niemand. Ich setze jetzt meinen Aluhut auf und bin ab sofort davon überzeugt, dass dies Absicht ist. Mit den Schmalstreifen gibt es logischerweise weniger Verschnitt. Da kann man aus dem, wo keine dicke Pommes mehr machbar ist, noch mindestens 2 kleine basteln.
Oder Kaffee! Wenn ich früher irgendwo einen Kaffee bestellt habe, war der größte Eingriff in meine Privatsphäre die Frage: „Tasse oder Kännchen? Drinnen oder draußen?„, was ja an sich schon genug Konversation für den Tag beinhaltete. Wenn’s dann teuer war, kam die Tasse vielleicht auf 2 DM.
Heute? „Entkoffeiniert mit Mandelmilch-Knoblauch-Veggie-Sahne? Die Freiheitsstatue als Schaumdeko?„, ist noch das Harmloseste. Kosten soll’s dann ab 3 Euro aufwärts, wenn Du versprichst, den Löffel nicht zu klauen. Geschmack ist für den Preis ‚eh nicht zu erwarten, bestenfalls wirklich der, den die Tasse aus der Spülmaschine mitbringt.
Ganz schlimm auch Brot. Ich kriege Pickel, wenn ich versuche, ein normales Graubrot zu erwerben! Da kannst Du Dich auf nichts mehr verlassen. Form ist nicht gleich Sorte und Farbe ungleich Inhalt. Es kann ja sein, dass ein “Hinterberger Stubenbauernbrot“ die Krönung aller Sauerteigerzeugnisse ist, ich kenne das Ding aber nicht! Woher zum Geier soll ich wissen, wie der alte Bauer in Hinterberg einst in seiner Stube die Hefe da bestückt hat? Womöglich soll ich mir vorstellen, dass seine vollbusige Schwiegertochter in 3. Generation heute noch mit wippendem Vorbau am Tisch Teig rollt? Die spinnen doch.
Vielleicht ist die Dinkel-Voodoo-Mischung die Königin unter den gesunden Broten, wenn man in seinem Leben da eine Kilotonne von gemampft hat. Da freut sich die Kläranlage bestimmt auch auf die vielen Ballaststoffe. Nur … ich mag das einfach oft nicht! Ich habe ebenfalls Eiweißbrot und wer weiß was noch getestet, gefühlt wurde Schaumgummi verschluckt, verdaut ebenfalls.
Ich will, dass Pommes drin sind, wo Pommes drauf steht, Kaffee einfach durch den Filter läuft und Brot aus stinknormalem Sauerteig gebacken wurde, wenn nichts anderes verlangt wird. Vor allem aber, dass ich all das auch bekomme, wenn ich es brauche!
Alles, nur nichts Schicki-Micki Arrogantes als Grundnahrung.
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