Die Zeitmaschine im Kopf: eine kurze Reise durch Erinnerungen

bmw-323i-e21-cockpitIch wurde gerade getriggert!

In einem Tweet bei Twitter ging es irgendwann um das Anschauen von alten TV-Sendungen, vornehmlich aus den 80er und frühen 90er Jahren.

Irgendwie hat dies bei mir etwas ausgelöst. In meinem Kopf wurde ein, sich in Echtzeit selbst erstellender, Film gestartet.

Keine große Reise, nein!

Ein ganz gewöhnlicher Tag, für ganz normale Erledigungen. Nur, dass eben der größte Teil davon für immer Erinnerung bleibt, es existiert vieles aus der Zeit schlicht nicht mehr.

Die Autos sind längst als etwas anderes unterwegs, die Musik Kult oder vergessen. Die meisten Orte haben heute andere Bedeutung, vor allem sind leider auch viele der Menschen aus der Zeit, nicht mehr in der Gegenwart zu erleben.

Los geht es:

Ich steige für einen kurzen Moment noch einmal in meinen BMW 323i. Den E21, der E30 ist noch zu neu, für mich unbezahlbar.

Radio an, Kassette rein, die „Sisters of Mercy“ hämmern den „Temple of Love“ in mein Gehör. Wahrscheinlich schüttelt meine Mutter schon wieder den Kopf, weil sie die Musik bis in die Wohnung hört. Nun, es ist wirklich etwas dolle mit der Lautstärke, mal leiser drehen.

Im 323iDer erste Weg führt zur BP-Tankstelle, ich muss verbleites Benzin tanken. Vielleicht wieder teurer heute, wahrscheinlich um 1.15 DM der Liter.

Den Tankwart kenne ich schon lange, zum Sprit noch zwei Raider und eine Flasche Cola, das kennt er schon. Beim Bezahlen lese ich auf der Bildzeitung eine Schlagzeile, irgendwas mit Helmut Kohl und Genscher.

Ich fahre auf den Parkplatz der Firma, es ist 6 Uhr früh, der Job ruft. Heute ist wieder ein Montageeinsatz fällig. Das ist gut, vor allem ruhig.

Wenn man den Hof verlassen hat, kann einen niemand mehr erreichen, bis der Tag auf der Baustelle vorbei ist. Sollte die Arbeit schneller von der Hand gehen, kann man immer noch an einer Telefonzelle stoppen und Rücksprache halten. Hab ich eigentlich noch was auf der Telefonkarte? Egal, ein paar Groschen liegen bestimmt im Handschuhfach.

Nichts Außergewöhnliches auf der Arbeit heute, endlich Feierabend. Anschließend geht es nach Allkauf, ich brauche eine paar leere VHS- und auch Audiokassetten.

Für den Ton werden es wohl wieder BASF Chromdioxid, bei den Videobändern ist mir die Marke relativ egal.

Blöde, die VHS-Tapes sind da, nur keine für die Musik. Wohin nun? Vielleicht bei Divi? Ne, nicht mehr heute, um 18:30 machen die den Laden ja dicht. Außerdem will ich nach Hause, da gibt es vielleicht etwas Neues.

Es kann nämlich sein, dass endlich die Fernsehantenne aufgerüstet ist, ich will auch mal RTL schauen, mit Sat-1 wird’s höchstwahrscheinlich ohnehin wieder nichts, die senden ihren Kram hier einfach zu schwach aus.

Klar, ich könnte auch noch einen Filmvorrat in der Videothek holen, langsam wird das aber auch teuer. Nebenbei kenne ich das Spielchen mit dem Ausleihen, der Rückgabe und dem Zurückspulen. Vergessen als Ausrede zieht bei beidem nicht und ich zahle wieder eine 1 DM „Erinnerungsgeld“.

HiFi Retro in den 80ernHeute ist Freitag …

Auf ein Bier und eine Zigarette kurz in die Kneipe schauen! Dazu ist es aber wahrscheinlich noch zu früh, von der bekannten Bande ist keiner da, ich gehe wieder.

Vielleicht mache ich aber auch einen ruhigen Abend. Um 20:15 kommt bestimmt „Aktenzeichen XY“, „Derrick“ oder „Ein Fall für Zwei“, danach mal sehen. Ok, knapp daneben, „Der Alte“ ist es. Um 21:15 ist der Mörder gestellt.

Es ist Zeit, mal das Telefon in die Hand zu nehmen und zu horchen, was die anderen Damen und Herren der Kumpelschaft heute noch so unternehmen. Also erst die Strippe entwirren und das Telefon zur bequemeren Couch schleppen, manchmal dauert es ja länger mit dem Getratsche.

Aha, wir treffen uns also gegen 22 Uhr, das passt, ich habe ohnehin den kürzesten Weg. Das Lokal gleich unten im Haus zu haben, hat durchaus Vorteile. Kurz unter die Dusche, den Rasierer schwingen, den Schnäuzer stutzen und los geht’s.

Bisschen ruhig in der Kneipe… Eine Mark in der Musikbox kann da doch bestimmt Abhilfe schaffen. Erster Titel von dreien? 42A natürlich! Der olle Reim und sein „Verdammt ich lieb‘ dich“ geht immer, auch wenn einige der anderen Gäste schon zur reiferen Liga gehören. Die eigenen Jungs und Mädels trudeln ein, es wird ein durchaus gemütlicher Abend.

Ein Uhr durch, die Kneipe macht dicht und ich bin’s auch so langsam. Also den kurzen Weg nach oben in Angriff nehmen. Ist denn noch was im TV? Ne, nur noch rauschen oder das Testbild, RTL hat der Antennenmann ja immer noch nicht hinbekommen. Ich esse einen Happen, lege mich zur Ruhe und schließe die Augen.

Als ich sie nun wieder öffne, schreiben wir das Jahr 2020, ich sitze 300 Kilometer von der ehemaligen Heimat entfernt und hoffe, dass Euch die kleine Retrotour gefallen hat :-)

Ich, nach einer Kellerfete 1988Ein Nachsatz:

Die Fotos in der Story sind real von mir und aus der damaligen Zeit. Leider ist die Qualität über die Jahre nicht besser geworden, da kann ich nicht viel gegen machen.

Ebenso sind es nicht besonders viele Bilder, es war eben etwas mehr Aufwand und auch teurer zu der Zeit, bis man seine Fotos auf Papier in den Händen hallten konnte, die an diesem Beitrag interessierten, werden das wissen ;-) 

Das BMW Cockpit ist wirklich aus meinem 3er, die Retro-HiFi-Computerecke stand ebenso in meinem Zimmer, bis ich ca. 9 Monate später mit meiner Frau in die erste eigene Wohnung gezogen bin.

Für mich ist es auch schön, diesen eigentlich eher hintergründigen Bildern mal einen Ehrenplatz als persönliche Zeitzeugen zu gewähren. Immerhin haben sie den Löwenanteil der letzten 30 Jahre in der Fotokiste verbracht, sei es nun analog oder digital. So ganz nebenbei genieße ich auch gerade die Sentimentalität, beim Tippen dieser Zeilen :-)

 

 

2 Gedanken zu „Die Zeitmaschine im Kopf: eine kurze Reise durch Erinnerungen

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