Ich und Twitter
Vorsicht, länger Nebenbei, der Artikel hier ändert sich auch gelegentlich, manchmal hat man ja noch etwas zu ergänzen
Letztes Update: 18.04.2020
In den vergangenen Wochen bin ich, nicht nur über den Blog hier, mehrfach sozusagen komisch angesehen worden, wenn ich erwähnt habe, dass ich weniger bei Facebook, als vielmehr bei Twitter aktiv bin. Tja, ich versuche dann mal, das irgendwie zu erklären.
Ich weiß, dieser Artikel ist jetzt nicht jedermanns Geschmack, das liegt in der Natur der Sache.
Es ist übrigens nicht so, dass ich hier Werbung für die Plattform machen will, eher ist es ein Statement von mir. Vielleicht auch eines an meine „Twitterbubble“, der Text ist einfach zu lang, um ihn dort zu schreiben
Warum so viel Mühe?
Weil ich Menschen kenne, die unter anderem mit Facebook abgeschlossen haben, auf Social-Media nicht verzichten möchten, aber keine richtige Alternative finden. Zu dieser Gruppe kann mich durchaus zählen.
Leider ist es aber auch so, dass nicht wenige Leute der Meinung sind, Twitter ist nur für Businessmen, amerikanische Präsidenten oder schlicht Spinner.
Twitter als pauschale Empfehlung?
Nein!
Jeder hat den Umgang, den er sich formt! Das gilt für alle Social-Seiten, bei Twitter ist es aber für mich persönlich viel einfacher, einzelnen Menschen zu begegnen, als durch Seiten oder Gruppen, auf diese festgelegt zu werden.
Man entwickelt ein Gefühl dafür, ob ein sympathischer Verfolger oder Verfolgter, ebenfalls „tickt“, wie man selbst. Nicht selten wird dann auch ein Stück von dessen Netzwerk, Teil des Eigenen. Da liegt für mich auch, wenn vielleicht nur dem Begriff nach, der Unterschied zu Facebook. Dort sind es „Freunde“, die man entweder hat, oder eben nicht. Vielleicht ist es überholt und altbacken, aber unter Freunden stelle ich mir was anderes vor, als Online-Accounts, die ich überwiegend noch nie im Leben, als echte Menschen erlebt habe.
Da bin ich dann auch schon bei noch etwas, was mich davon abhält, Facebook wirklich als (für mich!) geeignet zu betrachten, dazu habe ich ja schon was geschrieben, wenn auch in anderem Zusammenhang. Ich suche etwas ohne Firlefanz oder den zeigefingerschwingenden Moralprüfer, der obendrein auch vielleicht noch die Reichweite meiner Seite einschränkt, wenn ich nicht den Geldbeutel öffne. Sicher, Twitter ist bestimmt nicht perfekt und fehlerfrei, immerhin aber auch nicht gnadenlos überfrachtet und garantiert nicht gieriger.
„Meine“ Leute.
Vielleicht ist dieser Artikel auch so eine Art Danksagung an alle die, mit denen ich bei Twitter in Interaktion stehe. Ich habe ganz bewusst keine Umgebung aufgebaut, bei der ich zu jeder Minute des Tages, nur die harte Realität um die Ohren gepfeffert bekomme.
Ich brauche auch keine Unterstützung, um mein politisches Umfeld zu verstehen. Ebenso weiß ich sehr genau, ob ich nun vegan essen, nachhaltig leben oder ein anderes Auto fahren will. Ich habe nämlich einen eigenen Kopf, eine eigene Meinung und klare Vorstellungen von dem, was ich für richtig halte. Genau das ist es aber, was ich eben bisher nur bei Twitter gefunden habe: Akzeptanz für meine eigene Meinung! Für mich ist es übrigens selbstverständlich, diese auch allen anderen zuzugestehen! Ich respektiere die Einstellung meiner Mitmenschen, weil niemand seine Ansichten ohne Grund besitzt. Ob die nun gut oder schlecht sind, muss jeder für sich entscheiden, not my job!
Natürlich nicht immer! Nein, ganz gewiss nicht. Aber mehr, als auf anderen Seiten und fast durchweg, auf einem erträglichen Niveau. Google+ konnte da vielleicht auch mithalten, ich kann leider nicht mehr direkt vergleichen.
Wer meint, dass er oder sie, jemanden zur Revidierung einer Meinung, die in 51 Jahren Lebenserfahrung entstanden ist, durch die eigene Weltanschauung mit 280 Zeichen ändern kann, denkt eher unrealistisch. Man kann selbst lesen, denken und entscheiden. So etwas anderen zu überlassen, ist eher nicht mein Ding.
Es ist aber auch sehr wichtig, sich Informationen zu beschaffen. Für sich selbst zu beurteilen, ob eine andere Ansicht nicht vielleicht etwas beinhaltet, was man selber gar nicht bedacht hat. Dazu braucht man Perspektiven, einen Horizont. Nur, dies bekommt man nicht, wenn man fast ausschließlich in Gruppen Gleichgesinnter umherläuft. Um mich auf fremde Gedanken einzulassen, muss ich mir die Leute aber neutral ansehen und mir persönlich, gelingt das eben am Besten bei der Onlinesache, mit dem blauen Vogel im Logo.
Bauchgefühl & Augenhöhe.
Wenn jemand merkt, dass ich gerade mies drauf bin und ich durch ein bisschen lachen und tröstende Worte, wieder auf die Beine komme, dann ist eigentlich alles erreicht, was man durch das soziale Internet erwarten kann. Genau das erlebe ich bei Twitter eben, weil ich mir meine Mädels & Jungs da persönlich rausgepickt habe und die wohl umgekehrt eben auch mich. Ohne das ich die meisten entweder im realen Leben kenne oder, vorgefiltert durch ein Thema, in einer Gruppe entdeckt habe, wo eine unvoreingenommene Meinung, anhand der Gruppeninhalte doch sowieso nicht zu erwarten ist.
Lebe ich nur in der Blase, die ich immer schon aus meinem Realalltag kenne, spielt die Plattform wahrscheinlich ohnehin keine große Rolle. Ist dies nicht der Fall, sollte man mit dem Begriff „Freunde“, doch vorsichtiger umgehen. Ich sehe bei virtuellen Kreisen eben den Vorteil, das ich 24 Stunden am Tag in soziale Kontakte treten kann oder das eben lasse, wenn ich gerade nicht will.
Also nur rosa Brille und Zuckerwatte?
Nein, garantiert nicht! Von „A“ wie Angst, über „H“ wie Humor, bis hin zu „Z“, wie Zoff, ist alles dabei. Aber mit Respekt, Gegenseitigkeit und Rücksicht. Man kann durchaus Scherze über Schmierkäse machen und 5 Minuten später, jemandem aus einer Trauerphase heraushelfen wollen. Geht, weil es auch im echten Leben so funktioniert, wenn man sich bewusst ist, dass da andere Menschen auf der Gegenseite am PC oder Smartphone sitzen. Mit Gefühlen, Verstand, Ängsten und, vor allem, Emotionen.
Und wenn es nicht toll läuft?
Ich bin natürlich auch nicht so doof davon auszugehen, dass immer alles kuschelig ist. Mir ist sehr wohl bewusst, dass ein einziges falsches Wort oder eine unbequeme Meinung, einen Shitstorm auslösen können. Es gibt aber etwas, was im realen Leben nicht immer möglich ist: Blocken und Stummschalten! Außerdem gilt, real wie virtuell, immer noch der Grundsatz der überlegten Wortwahl. Man sollte eben immer auf dem Schirm haben, dass man nicht MIT Twitter, sondern mit den Menschen AUF Twitter kommuniziert.
Klar, 95% meiner Worte kann man auf jede andere Seite beziehen, wo Menschen zueinanderfinden. Da hat es mir nur nicht gefallen, ich kenne sie nicht oder es ist niemand dort vertreten. Da bin ich dann auch Egoist. Ich will nutzen, nicht aufbauen!
Wie früher in der Kneipe eben. Bist Du in die Falsche gegangen, merkst Du das schnell. Hast Du Dich mit den falschen Leuten zusammengehockt, ebenso. Vielleicht gibt es sogar mal ein blaues Auge, da gehören nicht immer zwei zu, oft aber schon. Wenn die anderen Gäste zu Dir passen, kann auch so etwas überstanden werden.
Wo? In der Stammkneipe 
In diesem Sinne:
Herzliche Grüße an meine komplette TL!
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