Es kommt, wie es kommt…
Kennt Ihr diese Tage, an denen alles auf einen Haufen kommt? Bestimmt, da bin ich sicher.
Hier war es nun gerade so weit, dass mir, zu einigen anderen Dingen, die allerdings (noch?) nicht blogreif sind, am Mittwoch auffiel, dass die Waschmaschine ewig zu hören war.
Da das Gerät seinen Platz im Keller hat, bemerkt man natürlich nicht, wenn jemand vielleicht unten war und eine weitere Ladung Wäsche gestartet hat, deswegen hatte ich mir zunächst nichts dabei gedacht. Das muss so gegen 13 Uhr gewesen sein. Gegen 17 Uhr ging ich wieder durch das Treppenhaus und hörte exakt das gleiche Geräusch. Eine kurze Rückfrage im Haushalt ergab, dass niemand an der Maschine war, die müsste seit Stunden fertig gewesen sein.
Ich kürze das Ganze mal ab, das Ding ist im Eimer
Ich bin zwar ziemlich sicher, dass es kein unbehebbarer Schaden ist, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass ich keinerlei Ersatzteile ‚mal eben‘ herumliegen habe. Die Waschmaschine ist rund sechs Jahre alt und hat in unserem 5-Personen-Haushalt schon einiges geleistet.
Man startet also so eine Art Familienrat, was wohl das Sinnvollste ist und kommt zu dem Schluss, dass wir eine neue Maschine brauchen.
Woher?
Jetzt kann man ja denken, was macht der Kerl da für ein Fass auf? „Kauf ’ne neue Maschine und gut ist!“ Tja, das ist allerdings hier zu Corona-Zeiten gar nicht so einfach. Laden Nummer eins, hat immer noch geschlossen, aller Wahrscheinlichkeit nach, wird das auch so bleiben, mehr Infos habe ich nicht. Laden Nummer zwei, fällt für mich aus, ich kann einen gewissen Aufpreis beim lokalen Dealer in Kauf nehmen, aber sorry, Irrsinnspreise zahle ich nicht. Vor allem dann nicht, wenn ich Besseres online für 2/3 vom Preis bekomme. Klar müssen die örtlichen Gewerbe, gerade jetzt, unterstützt werden, Unvernunft finanziere ich aber nicht.
Also fällt die Entscheidung, wir kaufen das Ding online. Natürlich muss es ganz viel Maschine für ganz wenig Geld sein und versendet werden muss sie. Schnell wäre auch gut, ganz schnell noch besser.
Dann gleich der erste Schock: Unter drei Wochen Lieferfrist, ist bei allen Geräten die wir uns so ausgeguckt haben, nichts zu machen. Wenn doch, dann liegen wir im knapp vierstelligen Euro-Bereich, was im Moment einfach nicht machbar ist.
Lange Rede, kurzer Sinn, wir haben uns für ein Samsung-Gerät von Otto entschieden, geliefert werden kann noch vor Pfingsten, also innerhalb 48 Stunden und das sogar für normale Frachtkosten.
Sie ist da!
Ich lasse die elende Quälerei mit Abbau der alten Maschine samt Transport ohne Sackkarre über die Treppe mal weg. Gehen wir also davon aus, die Neue steht noch komplett verpackt im Keller. Normalerweise würde sie komplett und unter Entsorgung des Packungszeugs auf ihrem Sockel stehen, Corona verbietet es aber leider den Liefermenschen, das Haus zu betreten…
Wir schnippeln und schnappeln also an Plastikfolie, Holzleisten und Styroporecken, bis sie nackig vor uns steht, die neue Waschmaschine.
Schnell ist ein Beutel mit Schläuchen und einigen Anleitung in der Trommel entdeckt, man muss ja wissen, was zu erledigen ist. Ich bin eigentlich eher der ‚Was kann man da schon falsch machen?‘-Typ, bei all den Transportsicherungen, halte aber auch ich einen Blick ins Manual für sinnvoll. Alles andere wäre auch zwecklos, weil die ebenfalls anwesende Ehegattin mich gleich im Keller vergraben würde, wenn da nun etwas schiefläuft.
Aufbau
Lustig wird es schon beim Entfernen eben der Transportsicherungen. Laut Zettel sind fünf davon herauszuschrauben, finden können wir nur drei. Der mitgelieferte Schraubenschlüssel erfüllt zwar seinen Zweck, ich beschließe aber, doch lieber die Ratsche zu holen. Also eben hoch, Kasten schnappen und wieder in den Keller, um festzustellen, dass die werte Ehefrau in der Zeit schon an der letzten Sicherung schraubt. OK; Kasten wieder weg.
Wir sind ein wenig unsicher, weil da eben nur drei Sicherungen zu finden sind. Da wo die anderen sitzen sollten, ist noch nicht einmal ein Loch. Modellstreuung? Fehlinfo? Keine Ahnung. Als Bonus kommt noch hinzu, dass wir nur zwei Stopfen haben, welche die Löcher der Sicherungen abdecken sollen. Ein Fragezeichen dreht sich über den Köpfen.
Aber da! Ein QR-Code! Also wieder hoch, ein Handy holen und zurück in den Keller. Wow, so was ist für Kinder der 60er und 70er Jahre nun mal nicht selbstverständlich!
Der Code wird entcodet und öffnet ein Youtube-Video von Samsung. Just in dem Moment, in dem wir eine Ahnung bekommen, dass dort eine Waschmaschine gezeigt wird, bricht alles ab – im Keller ist das Wlan eher beschissen -bescheiden. Also eine Ecke mit Empfang suchen und zurück zum Anfang.
Meine Frau und ich genießen Minuten der Aufklärung! Wow! Das Gerät braucht Wasser, darf nicht unter 0°C geraten und, gaaaanz wichtig, muss gerade stehen. Zu den Sicherungen natürlich kein Wort, immerhin wissen wir aber nun, dass wir vor dem ersten Waschen, noch eine automatische Kalibrierung durchführen sollten. WTF?
Ich habe die Schnauze voll! Es sind offensichtlich keine weiteren Sicherungen mehr vorhanden, das Loch ohne Kappe bleibt offen. Also Abwasserschlauch in das passende Rohr an der Wand, Frischwasser an den Hahn geschraubt und Stecker in die Dose. Kurz auf Dichtigkeit geprüft und ran an die letzte Quälerei, das Gerät muss auf einen ca. 25 cm hohen Sockel. Ein wenig kippeln und drehen, zerren und rütteln und plötzlich, werfe ich vor Schreck fast alles weg
Ich muss irgendwie an den Einschalter gekommen sein und das Ding macht Musik! Es pfeift und düdelt aus der Waschmaschine! Klingt irgendwie nach bengalischem Hochzeitsmarsch oder so was, jedenfalls habe ich da einfach nicht mit gerechnet. OK, wir haben jetzt ein Liedchen im Keller, wenn gewaschen wird.
Der Rest ist schnell erzählt. Da muss noch ein Teil eingesetzt werden, wenn mit flüssigem Waschmittel gearbeitet wird, die Füße wollen eingestellt werden. Es ist übrigens gut, wenn man weiß, wo die Wasserwaage liegt. Nach ein bisschen tippen und lesen ist alles kalibriert. Natürlich stellt sich jetzt noch die Frage, womit das Maschinchen denn eingeweiht wird. Ich mein, wenn ICH jetzt die Bedienungsregie führen würde, wären Altkleider wahrscheinlich am sichersten. Anscheinend bin ich aber schon auf dem Abstellgleis, die Angetraute wuselt und sammelt, greift und grapscht, in gefühlt 10 Millisekunden ist die Maschine gefüllt, programmiert und steht vor dem Take Off. Ich höre ein kleines Liedchen, mittlerweile weiß ich ja, das moderne Waschmaschinen zumindest vor und nach dem Job singen. Die erste (Probe) Ladung Wäsche, wird gewaschen und zumindest dieses Problem, sollte für einige Jahre behoben sein. Hoffe ich wenigstens!
Die alte Maschine steht übrigens auch noch hier, viel kann ja nicht dran sein. Ich tippe auf die Motorkohlen. Oder das Trommellager. Vielleicht auch der Motor selber
Welche Maschine ich denn dann zur Mitnahme erwähnt habe? Na die, die vor der vorherigen Maschine da war. Viel konnte da ja nicht dran sein
“ Klar müssen die örtlichen Gewerbe, gerade jetzt, unterstützt werden, Unvernunft finanziere ich aber nicht.“
Also entspricht ein halber Tag deines Lebens incl. möglicher gesundheitlicher Gefahren oder möglicher Schäden am Neugerät weniger als dem Drittel des Preises der neuen Waschmaschine…
Da geht bei mir die Rechnung seit Jahren anders auf und mein Geld wächst auch nicht auf Bäumen… Bei Kleingeräten bin ich ja auch ein Pfennigfuchser, aber bei Großgeräten gilt: „Gebracht, montiert, getestet, Altgerät mitgenommen“…
Genau das habe ich bekommen, soweit ich es brauchte.
„Also entspricht ein halber Tag deines Lebens incl. möglicher gesundheitlicher Gefahren oder möglicher Schäden am Neugerät weniger als dem Drittel des Preises der neuen Waschmaschine…“
Nein, ich brauchte ein Waschmaschine, mehr nicht.
Zu einem Preis, den ich bereit war zu zahlen. Ganz einfach.
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