„Besonders“ liegt im Auge des Betrachters
Ich bin Vater von drei Kindern, die mittlerweile erwachsen sind. Das ist gut, manchmal schlecht, je nach Lage der Dinge
Wie wohl jeder Vater und jede Mutter bin ich dankbar dafür, dass der Nachwuchs gesund und ohne Behinderung auf die Welt gekommen ist.
Ich bin aber auch jemand, der sich aktuell in Heidelberg in einer Umschulung befindet und somit sehr oft auf Menschen trifft, die mit irgendeinem Handicap leben. Mal von Geburt an, mal durch Lebensereignisse – jeder hat so seinen Kampf.
Einigen sieht man die Probleme an, anderen absolut nicht und wer hier seine Ausbildung macht, hat in der Regel für den erwählten und neuen Beruf die annähernd volle Job-Power.
Allen gemein ist aber die Tatsache, dass versucht wird, mit der noch zur Verfügung stehenden Leistungsfähigkeit das eigene Leben bestmöglich zu gestalten.
Das wirklich Beeindruckende hier in der Campus-Bubble ist aber, dass die Art der Einschränkung keine Rolle spielt. Diagnosen oder Ursachen kommen meist erst irgendwann als Thema ins Gespräch, wenn man sich schon länger kennt oder es aus irgendeinem Grund eine Rolle spielt. In der Regel aber spielt es keine Rolle, wer hier welche „Macke“ hat.
Klar, wenn ein offensichtlich körperliches Problem ersichtlich ist, dann fällt es auf und man es und nimmt es zur Kenntnis. Es wäre ziemlich sinnlos, einer Person im Rollstuhl zu sagen, sie soll aufstehen und irgendwohin zu Fuß mitgehen. Tatsächlich kann man sich da aber auch gründlich irren.
Hört auf zu glotzen!
Außerhalb der „Käseglocke“ Campus sieht das allerdings zuweilen anders aus.
Der Anteil derer, die, na, sagen wir mal „sparsam“ schauen, ist dann schon deutlich höher. Natürlich nur dann, wenn man mit Menschen unterwegs ist, die nicht dem optischen Standard entsprechen oder dem, was diverse Stammtischweisheiten für angemessen halten.
Da schließt sich dann auch der Kreis zu der Tatsache, dass ich meine drei Kinder ins Erwachsenenleben begleiten konnte. Wir „Otto-normal-Familie“ sind nirgends groß aufgefallen. Jedenfalls dann nicht, wenn nur ein Teil der Familie unterwegs war.
Alle fünf zusammen, da wurde schon gelegentlich schief geschaut. Ich erinnere mich an Kommentare wie „Kindergeldjäger“ oder „Asi-Pack“. Einfach so, auf der Einkaufsstraße. Einfach nur, weil ich den Stammhalter neben mir laufen hatte und die Zwillinge im entsprechend großen Kinderwagen lagen, geschoben von der Gattin oder umgekehrt.
Ne, kein Witz! Viele Kinder -> Zuchtkarnickel -> Sozialschmarotzer!
Der Vater, also ich, dieser kindergeldgierigen Zuchteinheit hat zu der Zeit übrigens mehr als 50 Stunden pro Woche im Job zugebracht.
Warum?
Weil Kinder damals wie heute der Politik oft am Popo vorbeigehen und die Kohle vorne und hinten fehlt. Ein kleiner Bericht auf bestimmten privaten Sendern zu Familien der „Unterschicht“ mit mehr als zwei Kindern, schon ist das Klischee perfekt.
Ok, das aber nur am Rande und drauf gesch…, Ihr wisst schon. Was soll ich mir Gedanken über die Blödheit anderer Menschen machen?
Schwieriger stelle ich mir das aber vor, wenn der eigene Nachwuchs eine sichtbare Einschränkung oder Behinderung hat.
Neben der Tatsache, dass die Eltern durch die Situation höchstwahrscheinlich eine höhere Belastung haben, dürfte sich gelegentlich eine Situation ergeben, in der einfach das Verhalten oder die Meinung anderer Leute zusätzliche Kraft kosten.
Otto Normalsyndrom
Als neugieriger Mensch interessiere ich mich dafür, wie das im Alltag von Menschen aussieht.
Bei denen, die eben mit dem einen oder anderen Problem zu kämpfen haben, dass nicht jede Familie hat.
Darum möchte ich hier einen Link zu „Otto Normalsyndrom“ setzen, weil ich es durchaus spannend finde, diese Erfahrungen aus dem Leben lesen zu können. Man selber kann ja immer nur vermuten, nicht wissen.
Was es dort noch so gibt?
Ich zitiere einfach an dieser Stelle die Blogbetreiberin:
„Beim Onlineprojekt „Otto Normalsyndrom“ geht es um große und kleine Themen rund um Behinderung und Enthinderung und meist um das Down-Syndrom.
Das alles als Text und Audio.“
On top noch ein Dank an eben diese Dame für das Bereitstellen des Fotos, der Link zum passenden Twitter-Account @normalsyndrom darf natürlich nicht fehlen