Mobiles Leben
Vielleicht ist das auch eher eine Frage des Geburtsjahres, aber für mich ist das Leben mit mobilen Geräten, eher Computern zum Mitnehmen, noch lange nicht selbstverständlich.
Klar, mittlerweile sind Smartphones und ähnliche Dinge keine Exoten mehr, man denkt über die Nutzung wenig nach.
Wenn man nicht gerade zu den Genossen gehört, die vor Aufregung kaum noch atmen können, weil ein Hersteller etwas Neues in den Verkauf bringt, halten sich die Stunden, in denen man über diese Technik nachdenkt, eher in Grenzen. Es sei denn, man kommt um eine Neuanschaffung nicht herum. Sei es der Akku, dessen Lebensende erreicht ist oder das Display präsentiert den neuesten Spinnenweb-Look, irgendwann braucht man ein neues Handy.
Das Abenteuer beginnt schon bei der Auswahl. Sofern man keine klare Vorstellung hat, welches Modell denn nun das Rennen gewinnt, tobt der Kampf zwischen diversem Pflückobst oder kleinen Robotern. Irgendwo hat ein Staatschef etwas verboten, andere bremsen die Leistung älterer Geräte – irgendwas ist ja immer.
Es ist da
Jedenfalls ist die Entscheidung getroffen und das neue Teil wird von einer DHL-Dame höchstpersönlich überreicht.
Danke, bitte, gerne, grins und tschüss – ich halte es in Händen, das neue Miniaturdatenuniversalgerät. War es vor einigen Jahren noch ein hochgeheimer Sicherheitsakt so ein Telefon über den Versandweg zu bekommen, unterscheidet sich die Lieferung heutzutage nicht mehr von der einer Hose. Ich kann mich noch an komplizierte Personalausweisprüfungen mit sichten und unterschreiben und DIN-A4-Papierorgien erinnern, dann doch lieber so.
OK, auspacken, begutachten, Folien entfernen und, als erste Handlung: Einschalten. Man will ja wissen, ob überhaupt eine Funktion vorhanden ist.
Spontan fällt mir ein, dass es vielleicht doch sinnvoll wäre, auch gleich die SIM-Karte einzulegen, sonst gibt es bestimmt wieder Gemecker vom System. Just in diesem Moment erinnere ich mich, dass es da noch das Problem mit der Passform gibt oder geben könnte. Seinerzeit habe ich die Nanokarte aus der größeren Version herausgeschnippelt, hoffentlich klappt das Teil auch weiterhin.
Das neue Gerät startet durch, meckert über die fehlende SIM und bekommt dafür Zugang zum WLAN von mir, so als Ausgleich und Bestechung, man soll neue Dinge ja nicht gleich am ersten Tag verärgern. Also Passwort eingetippt und viel mehr, kann ich ja in diesem Augenblick auch noch nicht machen.
Wahrscheinlich ist jetzt die passende Gelegenheit, die ganze Steck- und Stöpseltechnik aus dem Altgerät zu fummeln.
Stellt sich noch die Frage, wie das alles da vor Jahren reingekommen ist. Was soll aber schon schwer daran sein? Einfach an der Abdeckung ziehen und – Hoppla! Das ist keine Kappe! Stimmt, da steckt eine Schublade drin, auf der die SIM-Karte liegt. Nun, ich sollte besser sagen, auf der die Karte lag, jetzt ist sie nämlich weg.
Wo isse hin?
Tisch, Couch, Fußboden – nichts zu sehen. Also runter auf die Knie und suchen. Ungemein praktisch wäre jetzt ein Handy mit Licht! Ha, ich habe gerade sogar zwei hier liegen. Das eine nur blöderweise ausgeschaltet und zerlegt, das andere lässt außer Eingaben zu Ersteinrichtung, nichts mit sich anstellen. Also wieder hoch, Taschenlampe holen und ab, unter die Couch. Fitness durch Mobilgeräte, Level 2.
Die Karte sehen und auch erreichen, sind dann mal zwei verschiedene Dinge, außerdem ist das Kärtchen, na, nun nicht besonders groß und der Spalt unter der Couch eher schmal. Immerhin, mit Sofa rücken, heben und zerren, halte ich sie wieder in der Hand, die olle Ausreißerkarte. Wenn das neue Phone jetzt schon mit der Einrichtung fertig wäre, könnte ich sie sogar einsetzen.
Also nun tippen, touchen, wischen und suchen. Nur nichts verkehrt machen, wenn jetzt was falsch eingegeben wird, sucht man später wieder ewig nach der Einstellung, es zu korrigieren. Die Verbindung zum WLAN ist auch endlich fix, sofort wird nach Updates verlangt. Ne, jetzt nicht. Erst noch einmal runterfahren und die SIM-Karte einsetzen.
OK, jetzt ist es abgeschaltet, aber wo kommt die Karte rein?
Ich mein, das vermeintliche Deckelchen sehe ich, aber wie soll es sich öffnen?
Keine Kante, kein Nippel, nix. Na gut, entgegen meiner Gewohnheit, wird wohl doch ein Blick ins Handbuch sinnvoll sein. Oha, schau an, auf der rückseitigen Folie, ist so eine Starthilfe mit Zeichnungen für Ungeduldige. Schauen – suchen – wundern, da muss noch ein Stift im Karton sein, der dann in ein kleines Löchlein hinein soll, wo dann eine Art Schublade aufgeht.
Nun, kann man ja mal machen. Hm, da sind zwei Löcher, eine 50:50 Chance, dass das Telefon anschließend funktioniert oder auch gleich zum Reparaturfall wird. Ne, also doch lieber in die Anleitung gucken.
Manchmal ist man nach dem Lesen doch schlauer. Also Pin ins passende Loch und mit sanfter Gewalt drücken. Aha, der kleine Rahmen kommt heraus und ich sitze kurz darauf schon wieder auf allen vieren, das blöde Teil hat genau den Weg genommen, den vorher die Karte auch gewählt hat. Ich habe zwar noch gesehen, dass es nun fallen wird, verhindern war aber unmöglich. Eins ist sicher, die nächsten Schritte erledige ich am Tisch. Wahrlich erstaunlich, dass zwei völlig unterschiedliche Vorgänge, dermaßen identische Zicken machen können.
Es ist so weit, die Karte ist drin, ein Druck aufs Knöpfchen und das Telefon startet erneut. Plötzlich sehe ich das LTE-Symbol am oberen Bildschirmrand, die zurechtgeschnittene SIM-Karte, funktioniert also immer noch. Es ist übrigens nicht so, dass eine neue und passende Nano-SIM nicht schon seit 3 Jahren im Schrank liegt, bestellt habe ich sie mal. Dummerweise steht der Schrank aber da hinten und ich sitze hier. Außerdem war da noch was mit aktivieren und abwarten und solchem Zeug, wer will das denn?
Kaum gebootet, folgen etliche große und kleine Updates oder wenigstens die Meldungen dazu. Aha, da ist auch das Google-Universum, ich soll mich nun anmelden. Natürlich nur, wenn ich will. Ich soll aber besser schon wollen, sonst geht nicht viel, also will ich schon wollen müssen.
Nun, das dürfte auch kein großes Problem sein, immerhin hat Google die grundlegendsten Daten sämtlicher Accounts von überall ja gespeichert, alle habe ich jetzt bestimmt nicht im Kopf. Allerdings… Wenn ich mich noch nicht bei Google angemeldet habe, wird Google nicht wissen, wer ich bin. Damit kann mich Google nicht anmelden, um mich automatisch anzumelden. Ein Desasterkreis! Die Mailadresse ist klar, aber wie ist denn jetzt das blöde Passwort? Zickt Google rum, wenn man es allzu oft falsch macht? Versuch 1-3 waren schon mal ein Griff ins Klo.
Ne, das wird zu kompliziert, jetzt wird das Notebook angeworfen und dort die allmächtige Datei bemüht, in der ich all solche Dinge notiert habe, passwortgeschützt natürlich. Ne, ne, nicht was jetzt jeder denkt! DIE Datei ist offline gespeichert, hat ein eigenes Kennwort und dieses, kenne ich mit Sicherheit. Ich war bis jetzt nur zu bequem, bis zum Laptop zu gehen und das Ding einzuschalten
Das Alte, mach neu
Aha, meine Googledaten! Ich könnte schwören, genau das auch schon versucht zu haben, da es nun aber funktioniert, wird es wohl doch an mir gelegen haben. Es loggt ein, registriert und werkelt, bis die Frage erscheint, ob ich meine Apps automatisch installiert haben möchte. Ja, will ich!
Was für eine blöde Entscheidung… Es wird gedowngeloadet, geupgedatet, wieder geladen, das kann dauern. In der Zwischenzeit schreiben unzählige andere Geräte Alarm, irgendwer hat sich wohl Zugang zu meinem Googlekonto verschafft. Logisch, ich war das selber. Etwas misstrauisch, schaue ich aber schon. Wer weiß, was es für Zufälle gibt.
Zwei Tassen Kaffee und ein Mittagessen später, ist es soweit: Ich darf mein neues Smartphone in Betrieb nehmen. Vom Handling her bin ich zufrieden, nur ist nichts mehr so, wie ich es gewohnt bin.
Da fehlt mir etwas, dort ist dafür mehr, als ich brauche und von A – Z, ist nichts eingerichtet. Das ganze Feintuning, die über Jahre hinweg oft zufällig entdeckten kleinen Kniffe, nichts ist mehr so, wie es mal war. Alleine schon das Abschalten all der aufgeblähten Verbesserungen, die irgendein Entwickler für absolut innovativ hält, werden wieder eine Herausforderung. Was ich allerdings schon hinbekommen habe, sind diverse Fotos mit allen Kameras. Noch schöner wäre es, wenn ich wüsste, WIE und WARUM ich das geschafft habe.
Nun gut, also mal wieder laufen lernen mit neuen Funktionen. Wenn ich die dann alle drauf habe, kommt das nächste Gerät. Man macht es wie immer, dass am dringendsten Benötigte, zeigt sich schnell während der Benutzung und wird eben irgendwie geradegebogen. Es wird aber eine Tagesaufgabe, mindestens.
Schönes neues Gerät, das Huawei P30 lite NG, ich bin aber doch kurz versucht, wieder das Alte in Betrieb zu nehmen, da ist immer noch alles sofort so, wie ich es kenne. Leider sind dort aber auch die Macken, die mich zum Neukauf animiert haben.
Irgendwann muss ich dann auch mal testen, ob man damit telefonieren kann …