Mal eben die Tochter zur Arbeit fahren…

Driving @nightDie Aufgabe

Meine beiden Mädels, sind aktuell auf Bus und Bahn angewiesen. Da wir nicht sehr weit vom Bahnhof entfernt wohnen, ist dies eigentlich kein großes Problem. Beide arbeiten im gleichen Betrieb und in aller Regel, kann der öffentliche Personennahverkehr für die Arbeitswege genutzt werden. Jedenfalls immer dann, wenn er denn auch Transporte vornimmt, was allerdings hier nicht der Fall war, später aber auch niemanden der Verantwortlichen, wirklich interessiert hat.

Jedenfalls ist es nun so, dass ich bzw. meine Frau dann Taxi spielen müssen, wenn der Weg von A nach B nicht bewältigt werden kann. Irgendwie scheint es aber so zu sein, dass bei absolut gleichen Voraussetzungen, der Weg mit Tochter B. irgendwie anders bestrahlt ist.

Spring mir vor die Haube, Kleines

Die erste merkwürdige Tour ist schon einige Wochen her, was die Sache aber nicht weniger merkwürdig macht.

Mein Start erfolgt an einem stinknormalen Samstag, um besagte Tochter von der Nachtschicht abzuholen. Ich rolle in Heppenheim so die Straße entlang, da springt eine Frau auf die Straße, nur wenige Meter vor meiner Motorhaube. BREMSE!!! Ich mache die Scheibe runter und brülle: „Hast Du den Knall nicht gehört? Weißt Du nicht, was für ein Papierkram dran hängt, wenn ich Dich in die Straße bügele?“ Sie erzählt wirr etwas von Herzschrittmacher, Drainagen, Heppenheim und Krankenhaus. Ganz langsam humpelt dann auch noch ein Männlein heran, dem es augenscheinlich nicht gut geht. Er soll wohl zum Arzt, irgendwie aber ohne Rettungswagen. Nun ja, ich bin ein hilfsbereiter Mensch und nehme die beiden mit, es liegt fast auf meinem Weg. Zusammengefasst habe ich die Zwei dann an einer Tankstelle rausgelassen, wo wohl erst der Alkoholvorrat ergänzt werden muss, sehr aufschlussreich. Eine zweite Chance bekommt Ihr nicht, Lady, never!

Spring mir schon wieder vor die Haube, Kleines

Genau eine Woche später, muss ich die gleiche Tochter von der gleichen Arbeit abholen, jetzt allerdings um reichlich nach Mitternacht. Wir sind auf dem Rückweg und nur ein paar Meter weiter, wie beim ersten Vorfall. Aus dem Augenwinkel sehe ich etwas von der rechten Seite kommen, erneut ab auf die Bremse! Aus dem Nichts steht schon wieder ein Weiblein vor meinem Auto und schreit um Hilfe! Sie geht zum Beifahrerfenster, Tochter macht das Fenster auf und fragt, was los ist. „Polizei, Mord, Totschlag, rufen Sie bitte die Polizei, ich bin überfallen worden, alles weg, Alarm, Hilfe„, höre ich nur, während ich versuche, irgendwie das Auto etwas an die Seite zu bewegen, ohne diese Dame da umzufahren. Tochter wählt schon den Notruf, man weiß ja nun nie, welche Gefahr die Frau erlebt hat, da braust zeitgleich ein komplett unbeleuchtetes Auto an uns vorbei, ganz knapp, ganz dunkel. „Das kann nur ein Traum sein!…„, denke ich mir, das war eng.

Als die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Autos nun zufällig das Gesicht der hilflosen Frau beleuchten, ahne ich etwas. Ich schaue, staune, schaue wieder – „Dich kenne ich doch!„, entfleucht es mir. Ihr werdet es schon vermutet haben, das ist die Straßenspringerin, die unfreiwillig Bekannte, von vor einer Woche! Irgendwie war die Story schon gar nicht mehr auf meinem Schirm, jetzt erkennt man aber doch ein Muster: Spring einfach und nutze den Überraschungseffekt!

Im Moment spricht, Nein, keift sie da über das Handy von Tochter B. mit der Polizei, die arme Notfallsimulantin. Ich sage nur knapp: „Ok, die Beamten wissen jetzt Bescheid, kneif ab!„, während meine Tochter ihr das Telefon wegnimmt und wir durchstarten. Nur weg, von diesem seltsamen Ort. Im Nachhinein stelle ich mir die Frage, ob ich mir vielleicht hätte die Daten von der Dame geben lassen sollen. Allerdings ist es fast 1 Uhr in der Nacht, ich halte die Tussi für eine Spinnerin und die Polizei ist verständigt, das muss reichen.

Wir rollen nun, immer noch kopfschüttelnd, Richtung Heimat. Der Weg führt über die Landstraße, kaum Beleuchtung und außerorts, eine ländliche Gegend eben. Vielleicht ist es die Müdigkeit, ich habe aber den Eindruck, als wenn da nicht allzu weit vor uns, immer wieder etwas aufleuchtet. Stück für Stück nähern wir uns, bis ich erkenne, dass es die Karre von vorhin ist, die da ohne Licht an uns vorbei schoss. Wir sind deutlich schneller, schließen dementsprechend auf und ich denke mir noch so, dass es wohl besser ist, etwas Abstand zu halten.

Kurz vor der nächsten Ortschaft gibt der oder die da vor mir dann plötzlich Gas, schaltet das Licht ein und zieht ohnehin von dannen. „OK, der hatte nur das Licht vergessen.„, denke ich noch so und fahre auch wieder etwas schneller. Ha, weit gefehlt! Wir sind noch nicht ganz am Ortsausgang, schaltet der Vordermann wieder das Licht aus und wird langsamer. Ne, da ist was faul. Ich beschließe, doch näher heranzufahren, um das Kennzeichen lesen zu können, da ist doch was faul! Pustekuchen! Kaum sind wir fast nahe genug dran, gibt der wieder Stoff. Voll Power ohne Licht, mitten in der Nacht. Mit meinem 64 PS Polo habe ich keine Chance, der ist jetzt einfach wieder zu weit weg. Wir können das gleiche Verhalten dann noch zweimal beobachten, in jedem Ort Licht an, dahinter dann wieder unbeleuchtet, weiß der Geier, was da abgeht. Wie überlegen kurz, ob wir mal der Polizei Bescheid geben müssten, aber was sollen wir sagen? „Hallo, da fährt ein Auto, das gleich weg ist, ohne Licht aber nicht immer.„, da hält uns doch jeder für Irre. Nebenbei ist unser Bedarf an Action in dieser Nacht, eigentlich schon gedeckt.

Wir sind noch ein paar hundert Meter von daheim entfernt, klingelt das Handy meiner Tochter. Es ist die Polizei! Ich entnehme dem Gespräch, dass die einzige Möglichkeit die Spinnerin von vorhin zu finden, jetzt ein Rückruf zum Notrufauslöser ist, die Beamten finden die Dame schlicht nicht. Meine Tochter beschreibt die Umstände, was den Gesprächspartner nur zu einem „OK, ich glaube zu wissen, wer das ist. Bei ihr ist es mal wieder soweit, schönen Dank. Für Sie, ist die Angelegenheit damit erledigt„, anregt, er legt auf. Zeitgleich rollen wir in unsere Einfahrt, es reicht auch. Home, sweet home!

Sperrfeuer

Das folgende kleine Erlebnis, ist jetzt knapp 48 Stunden alt. Nicht nur, dass man ohne große Vorwarnung den letzten Bus mit dem Corona-Totschlagargument gestrichen hat, ihn aber fleißig weiter auf den Anzeigetafeln anpreist, zusätzlich ist auch Zeitnot eingetreten, weil Tochter B. durch die Warterei reichlich Zeit verloren hat. Also beginnt die Kette aus Anruf, Auto starten und Töchterlein einsammeln.

Nicht ganz entspannt geht die Tour aufs Neue nach Heppenheim. Wie passieren sogar ohne jeden Vorfall die Stellen, an denen schon mal seltsame Frauen auf die Straße hüpfen. Ab 22 Uhr gilt bei unserem Weg an bestimmten Stellen Tempo 30, durch die zahlreichen Blitzer weiß man schon, wo langsam der Fuß vom Gas muss. Ich sehe also beruhigt, wie die Tachonadel sich knapp über dem Strich einpendelt, als vom Dach des Autos ein deutliches „Pock“ zu hören ist. Millisekunden später, knallt es hinter uns und irgendwelche Splitter spritzen hoch, selbst im Rückspiegel, deutlich zu erkennen.

Im Scheinwerferlicht vorne, sind nun auch diverse Brocken auf der Straße zu erkennen, als plötzlich irgendein vasenähnlicher Gegenstand, knapp vor dem Auto, auf den Asphalt knallt und in tausend Teile zerfetzt. Rumms! Direkt im Anschluss, folgt noch so etwas wie eine Nachttischlampe, der ganze Krempel kommt irgendwo von schräg oben. Mir reichts! Ganz ausweichen kann ich den Scherben nicht, es knirscht unter den Reifen, was mir aber egal ist. Flucht ist nun angesagt! Wenn die Keramikware, die da vielleicht noch folgt, unsere Windschutzscheibe trifft, geht die nämlich garantiert durch! Hoffentlich gibt das mal keine platten Reifen, ich weiß ja nicht, was genau da schon liegt.

Wir entkommen, ich kann Tochter B. wohlbehalten beim Job absetzen. Ein kurzer Check, wir scheinen unbeschädigt aus der Nummer herausgekommen zu sein, Rückweg.

Ich bin noch eine Kurve vor der besagten Chaosstelle entfernt, als auch schon Warnblinker, Taschenlampen und einige Personen samt Polizeibeamten, zu erkennen sind. Die Straße sieht in der kompletten Breite aus, als hätte man Bauschuttcontainer ausgekippt und der Verkehr wird umgeleitet. Es geht über eine winzige Nebenstraße, ich bin mir fast sicher, dass der Weg sogar über einen privaten Rasen führt.

Scheißegal, nur weg!

 

 

 

3 Gedanken zu „Mal eben die Tochter zur Arbeit fahren…

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