Kulturunwürdig?
Ganz oft, wenn im Radio aber auch Fernsehen etwas künstlerisch- oder kulturell Wertvolles angepriesen wird, gerate ich ziemlich schnell an meine Schmerzgrenze.
Ich bin auch nicht selten derjenige, der sich Filme und Bücher mit schlechten Kritiken gerade wegen dieser negativen Bewertung zu Gemüte führt. Umgekehrt kann ich zudem oft nicht verstehen, was an manchem Hype denn so unwiderstehlich sein könnte.
Nicht schlimm?
Na, wenn man schweigt, merkt es ja keiner. Wenn da aber ein Haufen Leute steht und mit Jubelrufen wie „Oh grandios, toll“ oder „Das ist unübertroffen“ meine Ohren füllt, muss ich oft sagen:“ Sorry, finde ich scheiße!“
Alleine die Blicke der Mitmenschen, sind dann allerdings unbezahlbar Vor allem die von denen, wo ich den Verdacht habe, sie sehen es ähnlich. Vielleicht müssen diese aber Rücksicht auf die Laune der Schwiegermutter nehmen, wer will schon auf’s Erbe verzichten? Vielleicht geht es auch um die Gefahr, der Verweigerung von „Mittwochs-Sex“. Nein, nicht mit der Schwiegermutter, was denkt Ihr denn von mir?
Erlebtes
Es gab mal eine, ihrer Meinung nach, vorgesetzte Kollegin, die uns zu einer Firmenweihnachtsfeier eine schwangere Sängerin offerierte, welche stark verjazzte Musik zum Besten gab. Mein Kollege (Gruß an Jürgen) und ich hatten allerdings Sorge, dass es nicht der Gesang war, der sie zum Schallwellenerzeugen animierte, sondern das die Dame schon unter starken Wehen litt. Immerhin hätten wir dann wahrscheinlich heißes Wasser und Handtücher benötigt, weiß man ja. Nun, wir haben auch nicht wirklich ein Geheimnis aus dieser Erkenntnis gemacht, allderdings gedacht, bei dem Lärm würde uns ohnehin keiner verstehen. Falsch gedacht… Was meint Ihr, wie viele der bis dahin andächtig Lauschenden, plötzlich unserer Meinung waren? Komisch, oder?
Nicht falsch verstehen, das war eine ganz liebe Frau, mit guter Stimme und singen konnte sie auch, vermutlich jedenfalls. Die Stilrichtung hat aber eher beinhaltet, dass jeder Musiker wohl offensichtlich eine eigene Melodie spielen durfte, wer soll das denn dann wirklich würdigen können? Bis dahin hatte ich auch noch geglaubt zu wissen, welches Instrument wie klingt. Ha, weit gefehlt! Wie, der Wille zählt? Ja, aber manchmal nicht bis 3!
Ich will übrigens auf keinen Fall den Geschmack oder die Vorlieben meiner Mitmenschen anprangern, das liegt nicht in meiner Absicht! Wenn man so etwas mag, ist das völlig in Ordnung! Allerdings nicht für eine Masse Kollegen und Kolleginnen, die sich dann nicht wehren können und sich vielleicht noch belehren lassen sollen. Der Verdacht lag damals allerdings nahe, dass die verursachende Betriebsleiterin Mitarbeiterin Mitangestellte nur ihre kulturelle Überlegenheit (mit-) teilen wollte. Kannte man schon von anderen Gelegenheiten, viel heiße Luft.
Einordnung
Wobei ich mich allerdings auch, zum Beispiel, für Bachs „Toccata und Fuge d-Moll“ durchaus begeistern kann, allerdings rummst es bei Queen und „We will Rock you“ mehr, vor allem emotional. Je nach Laune, kann ich mit Manowar und „Warriros of the world“ die Boxen entstauben und direkt im Anschluss den „Sound of Silence“ genießen. Simon & Garfunkel oder Disturbed? Schwer zu entscheiden
Das ist es aber, was ich mit Musik verbinde, verbinden will: Emotionen. Moralische Überlegenheit muss ich beim Headbang nicht haben. Den Headbang sollte man mit zunehmendem Alter aber auch dosiert einsetzen, wer weiß schon, was für jugendliche Hormone da aus längst vergessen geglaubten Drüsen verschossen werden? Zweiter Frühling und Midlife-Crisis und so was. Ist Quatsch? Na, mir ist da immer etwas schwindelig.
Klar, es ist vielleicht ein Zeichen von Wissen, dass der Stehgeiger William Fidel Streichzupf im Jahre 1732 eine neue Intonierung vom Kammerton A erschaffen hat, finde ich sogar klasse, wenn es ihn denn gäbe. Na, aber dann? Ich weiß, dass Freddy Mercury mal völlig unpassend und irrtümlich im Bühnendress aus dem Tourbus gesprungen ist! Ha, ebenso beeindruckend, oder? Ich beanspruche allerdings dafür keine Auszeichnung, bin ja bescheiden. Zumal ich davon ausgehe, das bestimmte Ansprüche an die Kultur neu bewertet werden sollten, wenn die Massen irgendwelchen C-Promis zujubeln, die im Dschungel Lurche ablutschen.
Was ich damit sagen will? Wenn ich Musik genießen will, muss sie mich berühren und nicht als Charakterqualitätsmarker instrumentalisiert sein. Das gilt ebenso für Bücher und Filme, bei mir auf jeden Fall.
Wenn überhaupt, bin ich ein Vollblutbanause, mit Zertifikat bitte!